Eine saubere, nachvollziehbare und logische Website-Struktur, auch Website-Architektur genannt, macht es nicht nur den Besuchern deiner Seite, sondern auch Suchmaschinen leichter, die Inhalte zu verstehen. In einem Experten-Interview mit unserem Senior SEO-Analyst und Consultant Philip Weichert erklären wir Best Practices und geben Tipps rund um Website-Struktur, SEO-Überschriften und Dokumentenkontur.
- 1. Was ist eine Website-Struktur bzw. -Architektur?
- 2. Darum ist eine gute Website-Architektur aus SEO-Sicht wichtig
- 3. Die Nutzerfreundlichkeit von Websites als Rankingfaktor für Google
- 4. Zu einer guten Website-Struktur gehören auch Interne Links
- 5. Häufige Fehler beim Strukturieren von Website-Inhalten
- 6. Abschließende Tipps für eine gute Website-Struktur
Was ist eine Website-Struktur bzw. -Architektur?
Colorful Chairs Magazin: Erstmal vielen Dank, Philip, dass du dir die Zeit nimmst, ein so grundlegendes Thema wie Website-Architektur und Dokumentenkontur mit uns zu behandeln. Fangen wir am besten mit einer Definition an. Es kursieren viele – teilweise synonym genutzte – Begriffe zu diesem Thema. Kannst du grob umreißen, was sich hinter „Website-Struktur“ und „Dokumentenkontur“ verbirgt?
Philip Weichert: Zunächst muss zwischen Dokumentenkontur und Website-Struktur unterschieden werden. Die Dokumentenkontur ist rein auf den Body Content bezogen. Das bedeutet: Wie ist der Text aufgebaut? Sind Überschriften enthalten? Das Ganze kann man sich wie einen Zeitungsartikel vorstellen, mit Hauptüberschriften, die natürlich nur einmal pro Artikel vorkommen, sowie Zwischenüberschriften, um den Text besser zu gliedern. Das hilft Nutzer:innen dabei, einen besseren Überblick zu bekommen, welche Themen im jeweiligen Text angesprochen werden. Es hilft aber auch der Suchmaschine zu verstehen, wie der Text aufgebaut ist und welche Inhalte darin vorkommen. Das ist immer dann interessant, wenn die Suchmaschine den Text auswerten muss und ihn bei bestimmten Suchanfragen ausspielt. Egal bei welcher Suchmaschine, ob Google oder YouTube, es ist sinnvoll, dass das Ganze ordentlich gebildet ist, um der Suchmaschine den Zuordnungsprozess zu erleichtern.
Bei der Webseitenstruktur kommt es eher darauf an, wie die komplette Seite aufgebaut ist. Das betrifft also einzelne URLs und wie sie in Zusammenhang stehen. Die wichtigste Frage ist: Ist das Ganze sinnvoll und logisch durchdacht aufgebaut, damit Nutzer:innen sich jederzeit zurechtfinden? Kommen sie leicht von A nach B, beispielweise von einer Blog- oder Ratgeberseite auf eine Produktseite? Wichtig ist, dass Informationen leicht auffindbar sind und der Weg zum Produkt ebenso schnell gefunden ist – andersherum natürlich auch. Zum anderen muss auch die Suchmaschine möglichst viele Einstiegspunkte haben, um sauber von A nach B zu kommen.
Das heißt: Wenn ein Suchmaschinenbot eine Seite besucht, muss er natürlich jede URL, die vom Nutzer oder vom Webseitenbetreiber als relevant definiert wird, auch erreichen können. Das Schlimmste ist, wenn diese Art von „verwaisten Seiten“, die keine Links aufweisen, vom Suchmaschinenbot gar nicht gefunden werden können. Im schlimmsten Fall werden diese nie ausgespielt und nie in den Suchergebnissen erscheinen. Man muss in der Terminologie also klar unterscheiden zwischen Dokumentenkontur und Webseiten-Architektur oder -Struktur. Das eine bezieht sich rein auf den Text, das andere auf die komplette Domain.
Darum ist eine gute Website-Architektur aus SEO-Sicht wichtig
Colorful Chairs Magazin: Du hast es ja schon kurz angerissen, vielleicht kannst du es noch ein bisschen ausführen: Warum ist eine gute Website-Architektur auch aus SEO-Sicht wichtig? Die UX-Perspektive ist ja relativ einleuchtend: Nutzer finden sich leichter zurecht und kommen gerne wieder, wenn sie gesuchte Inhalte schnell finden. Was haben Suchmaschinen wie Google damit zu tun? Kannst du vielleicht nochmal näher erklären, was der Google-Bot macht und wie eine gute Website-Struktur dabei hilft, wenn er die Seite crawlt?
Philip Weichert: Der Google-Bot funktioniert so, dass er einen Einstiegspunkt auf der Website hat, also eine ganz bestimmte URL wie die Startseite, eine Produkt- oder Kategorieseite oder einen Artikel. Von dieser Seite liest er den Text aus, versteht den Inhalt des Textes und sobald er genug Informationen gesammelt hat, wechselt er innerhalb der Domain die Seite. Das funktioniert über Links, so wie wir sie auch als Nutzer:innen anklicken würden, um auf die nächste Seite zu kommen. Der Google-Bot geht so Stück für Stück vor, um die komplette Domain zu verstehen.
Wenn ich eine sehr ausufernde Seitenstruktur habe, kann es passieren, dass der Google-Bot irgendwann nicht mehr genug Zeit dafür hat. Man nennt das „Crawl-Budget“, weil jeder Google-Bot nur eine bestimmte Zeit und eine bestimmte Menge an URLs pro Domain durchgehen kann, bevor er weiter zur nächsten Domain muss. Das hat den Hintergrund, dass der Bot natürlich – weil immer mehr Seiten auf dem Markt kommen – sehr beschäftigt ist und sehr viele Seiten überprüfen muss. Deshalb gibt es dieses Crawl-Budget. Wenn ich jetzt eine Seitenstruktur mit sehr vielen Seiten habe, die nicht logisch aufgebaut sind, muss der Google-Bot die ganze Zeit hin und her springen. Irgendwann ist das Crawl-Budget aufgebraucht und er wechselt die Domain. Was passiert jetzt? Im schlimmsten Fall, dass die wichtigen Seiten, die ich gerade neu aufgesetzt habe, gar nicht gefunden und somit vom Google-Bot auch nicht gecrawlt wurden und ich warten muss, bis der irgendwann mal wieder meine Domain besucht, um dann die nächsten Seiten durchzusehen. Bis dahin kann es natürlich dauern, und demnach auch, bis die Seite indexiert ist bzw. auch in den Suchergebnissen angezeigt wird.
Wenn die Seitenstruktur logisch ist und Seiten miteinander verknüpft sind, hat der Google-Bot diese Probleme eher weniger. Natürlich können sie trotzdem entstehen. Gerade große Shopseiten müssen immer darauf achten, dass sie einen möglichst sinnvollen Aufbau haben, um Crawl-Budget zu sparen. Aber sobald man das Ganze wirklich gut aufbereitet und sinnvoll miteinander strukturiert, hat man immer den Vorteil, dass man den Bot so gezielt auf die jeweiligen Seiten lenkt, die relevant sind und die man am Ende in den Suchergebnissen für die Nutzer:innen sehen möchte.
Die Nutzerfreundlichkeit von Websites als Rankingfaktor für Google
Colorful Chairs Magazin: Das ergibt Sinn. Wir haben auch schon kurz darüber gesprochen, dass die Nutzerfreundlichkeit der Website ein wichtiger Rankingfaktor ist. Google selbst hat die Nutzerfreundlichkeit einer Website als Rankingfaktor benannt. Kann man sagen, welchen Stellenwert eine gute Struktur für die Berechnung der Rankings hat?
Philip Weichert: UX hat mittlerweile einen riesengroßen Stellenwert und ist ein riesengroßer Rankingfaktor. Google möchte, dass die Seite einfach von jede:r Nutzer:in gut erreicht werden kann. Man ist da sehr inklusiv und versucht, möglichst vielen Leuten das bestmögliche Ergebnis zu liefern. Das funktioniert nur, wenn die Seite technisch sauber aufgebaut ist und vor allem auch eine sinnvolle Struktur verfolgt. Wir sehen gerade sehr stark, dass Google möchte, dass jede Seite schnell lädt. Dahingehend gab es vor einiger Zeit verschiedene Updates.
Es geht auch darum, die Leute mit einzubeziehen, die nicht so gut über die Seiten navigieren können. Das bedeutet beispielsweise gut sichtbare Links oder eine Breadcrumb-Navigation einzubauen, um Nutzer:innen immer wieder die Möglichkeit zu geben, die Seiten zu wechseln, falls noch weitere Informationen benötigt werden oder nicht das passende gefunden wurde. Umso sauberer die Navigation aufgebaut ist, desto besser ist natürlich am Ende auch das jeweilige Rankingergebnis. Dazu sei aber auch gesagt, dass eine gute Webseiten-Architektur allein nicht unbedingt immer hilft, dass die Seite auf den vordersten Plätzen ranken wird. Das sehen wir zum Beispiel an Domains, die nicht viele URLs haben. Schließlich ist eine saubere Seitenstruktur schnell gegeben, wenn es nur fünf Seiten gibt.
Man muss immer die Mischung aus vielen Informationen und vielen hochwertigen Seiten mit Mehrwert finden. Diese sollten dann untereinander so gut verknüpft sein, dass sie jederzeit erreichbar sind. Man kann sich das wie ein Buch mit einzelnen Kapiteln vorstellen, die aufeinander aufbauen. Wenn eine Seite so aufgebaut ist, dass ich mich als Nutzer sehr gut zurechtfinde, weiß ich auch, dass der Google-Bot das entsprechend auch kann. In dem Fall wird es dann auch immer bessere Rankingergebnisse geben als bei einer unstrukturierten Seite.
Zu einer guten Website-Struktur gehören auch Interne Links
Colorful Chairs Magazin: Da kommen dann die internen Links ins Spiel. Du hast gesagt, dass die Seiten gut untereinander verknüpft sein müssen, du hast auch schon die Breadcrumbs erwähnt. Gibt es denn neben diesen beiden und der Hauptnavigation noch andere Möglichkeiten, sinnvolle interne Links zu schaffen, die sowohl dem Google-Bot helfen als auch Nutzer:innen?
Philip Weichert: Am häufigsten wird natürlich der Intext-Link genutzt. Dabei setzt man innerhalb eines Textes einen Link zu einem weiteren Thema oder zu einer Produktseite. Damit hat man direkt sinnvolle Verknüpfungen geschaffen. So kann man auch verschiedene Themen aufeinander aufbauen. Ansonsten ist natürlich auch die Breadcrumb wichtig. Wenn ich mich auf einer Seite befinde, möchte ich vielleicht auch wieder zurück ins Menü. Das geht über die Breadcrumb am schnellsten. Auch die Hauptnavigation, die du gerade angesprochen hast, funktioniert da sehr zuverlässig.
Was häufig gar nicht so stark genutzt wird, ist der Footer. Dieser hat den großen Vorteil, dass er auf jeder einzelnen Seite vorkommt. Wenn ich dort Links einbaue, vor allem zu neuen Seiten oder zu Kategorien, die ich noch weiter pushen möchte, ist das ein Signal an Google, dass es sich dabei um wichtige Inhalte handelt. Je mehr ich auf eine bestimmte URL innerhalb meiner Domain verlinke, umso höher wird die Relevanz für Google. Mit solchen kleinen Tipps kann man gerade frische Seiten pushen. Auch Nutzer:innen haben so mehr Einstiegsmöglichkeiten: Wenn sie oder er bis zum Ende eines Textes scrollt, findet er oder sie weitere interessante Artikel oder weitere interessante Produktseiten. Leider sehen wir immer häufiger, dass der Footer gar nicht so stark genutzt wird, wie es eigentlich möglich wäre.
Häufige Fehler beim Strukturieren von Website-Inhalten
Colorful Chairs Magazin: Als SEO-Analyst und Berater hast du schon viele Websites gesehen. Welche häufigen Fehler sind dir aufgefallen, wenn es darum geht, Website-Inhalte zu strukturieren?
Philip Weichert: Da würde ich einmal den Bogen schlagen zur Dokumentenkontur, weil das einer der häufigsten Fehler ist, die wir sehen: dass die Dokumentenkontur falsch aufgebaut ist. Oft wird die Dokumentenkontur benutzt, um bestimmte Elemente auf der Seite zu stylen. So werden oft nicht immer die sinnvollsten Überschriften als H1 oder H2 ausgezeichnet. Diese sind aber für den Google-Bot ein klares Zeichen, worum es in den Texten geht. Statt die Überschriften nur so zu nutzen, wie sie vorgesehen sind, werden sie leider oft verwendet, um bestimmte Elemente optisch hervorzuheben. Häufig geben diese aber gar nicht den tatsächlichen Inhalt der Seite wieder.
So sehen wir beispielsweise weiterführende Newsletter-Angebote auf einer Seite, die durch eine H2 besonders hervorgehoben wurden, aber gar nichts mit dem eigentlichen Inhalt des Textes zu tun haben. Zudem wird die H1 leider häufig öfter als nur einmal genutzt, weil man gerne die dickste Überschrift vielleicht zwei- oder dreimal verwenden möchte, um etwas hervorzuheben. Das sorgt allerdings dafür, dass der Google-Bot das Thema nicht mehr richtig erfassen kann. Es wird stattdessen verwässert und Nutzer:innen haben auch keinen großen Vorteil davon. Man muss sich das wieder wie eine Zeitung vorstellen: Wenn ich dort zwei große Hauptüberschriften habe, gehe ich davon aus, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Artikel handelt, die nicht zusammengehören.
Tipp
Wir raten immer dazu, eine Dokumentenkontur so aufzusetzen, dass es nur eine H1 gibt. Es kann mehrere H2 geben, jedoch sollten diese das Thema der jeweiligen Absätze genau treffen. Mit der H3 kann man das Ganze dann noch feiner gliedern. Diese einzelnen Überschriften sollten nicht für Styling-Zwecke genutzt werden, sondern klar benennen, worum es in den jeweiligen Artikeln oder den jeweiligen Absätzen geht.
Das hat für Nutzer:innen den Vorteil, dass schneller zum jeweiligen Absatz gescrollt werden kann. Wenn wir hier die Überschriften falsch auszeichnen, dann wird es vielleicht keine negativen Rankings oder Abstrafungen geben, aber wir verlieren Potenzial, das wir eigentlich nutzen könnten, um sowohl Nutzer:innen wie auch den Google-Bot zufriedenzustellen.
Was auch sehr häufig passiert, ist, dass neu aufgesetzte Seiten nicht verlinkt werden. Das sind dann sogenannte „verwaiste Seiten“. Häufig ist es so, dass die Seite erstellt und mit Inhalten gefüllt wurde, aber kein Link hinführt. Dadurch kommen dann weder der Google-Bot noch Nutzer:innen auf diese Seite. Somit kann es passieren, dass diese Seite erstmal nicht indexiert wird und nicht über die Suche gefunden wird. Unsere Kund:innen sind dann relativ ratlos und wissen nicht, warum die Seite nicht angezeigt wird. Oft liegt es daran, dass sie nicht gut verlinkt ist, dass es keine Zugriffspunkte darauf gibt und dadurch das ganze Potenzial einfach untergeht. Das sind relativ häufige Fehler, die eigentlich jede:r relativ einfach und gut ausmerzen kann. Wobei es inzwischen auch viele CMS-Plugins gibt, die sogar Hilfestellungen geben. Trotzdem sehen wir diese Fehler immer wieder.
Abschließende Tipps für eine gute Website-Struktur
Colorful Chairs Magazin: Zum Abschluss: Welche unerlässlichen Tipps kannst du unseren Kund:innen und Leser:innen mit auf den Weg geben, wenn es um die Website-Struktur geht?
Philip Weichert: Als Webseitenbetreiber sollte man immer im Auge behalten, ob das Ganze für Nutzer:innen gut erreichbar ist. Sind alle Seiten auffindbar? Kann man schnell darauf zugreifen, ohne sich auf der Domain bzw. auf der Webseite zu verlieren? Wenn das gegeben ist, dann ist eigentlich auch immer der Google-Bot zufrieden, und dann kann man auch damit rechnen, dass die Seite für gute Rankings in Betracht gezogen wird.
Colorful Chairs Magazin: Vielen Dank für das Interview, Philip!
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